Daimler Buses schafft umfassende Batterie-Services für eCitaro

Der Mercedes-Benz eCitaro fährt seit 2018 auf deutschen Straßen. Seitdem hat Daimler Buses in dem Elektrobus schon drei Batteriegenerationen verbaut und die vierte angekündigt. Den einst frühen Kunden sichert der Hersteller nun Services zu, um die Batterie-Nutzungsdauer zu verlängern. Ab 2026 soll dabei auch der Batterietausch auf die neueste Generation möglich werden.

Bild: Daimler Buses

Till Oberwörder, CEO von Daimler Buses, spricht von einem atemberaubenden Entwicklungstempo bei den Bus-Batterien: „Wir lernen sehr schnell: Das sieht man anhand unserer nun bald vierten Batteriegeneration für den eCitaro. Das ist eine Geschwindigkeit, die sich auch auf alle ergänzenden Geschäftsbereiche überträgt.“ Daimler Buses will deshalb sicherstellen, dass auch Kunden mit den frühen Akkus, die wie alle Batterien über die Jahre an Kapazität verloren haben, ihre E-Busse noch lange betreiben können. In einem Business-Update vor Journalisten stellt Oberwörder vor, wie sein Unternehmen diese Aufgabe angehen will. Wichtigstes Schlagwort sind „erweiterte E-Services“, die im Kern die Aufbereitung und den Tausch von Batterien aus dem eCitaro umfassen.

Was heißt das konkret? Bei der Aufbereitung werden laut Daimler Buses einzelne Batteriemodule geprüft und, wenn nötig, ausgetauscht. Dieser Schritt erfolgt gemeinsam mit dem Batteriehersteller. Dank dieser Aufbereitung könne „der State-of-Health der Batterie wieder deutlich gesteigert werden“, teilt der Hersteller mit. Beim Austausch wird hingegen das bisherige komplette Batteriepaket (Generation NMC1 bis NMC3) durch eine Batterie der vierten Generation (NMC4) ersetzt. Dies gilt für alle im Bus verbauten Batterien (im eCitaro-Solobus finden bekanntlich bis zu sechs Akkupacks Platz). Der Tausch wird aber freilich erst 2026 möglich, wenn die neue NMC-4-Batteriegeneration auch verfügbar ist. Die Aufbereitung der Batterien bietet Daimler Buses dagegen ab sofort an – und zwar in Kooperation mit dem bisherigen Hersteller Akasol. Zunächst gilt das Angebot für Busse mit Batterien der ersten Generation. „Zukünftig“ soll der sogenannte „Rework“-Service aber auch auf NMC2- und NMC3-Batterien ausgeweitet werden.

Angestrebte Nutzungsdauer auf Diesel-Niveau

Erklärtes Ziel von Till Oberwörder und seinem Team ist es mit dieser Geschäftserweiterung, die Nutzungsdauer von E-Bussen an jene von Dieselbussen anzugleichen. Dazu bedarf es der oben geschilderten Services definitiv: Denn die in den frühen eCitaros verbauten Batterien der ersten Generation dürften nach Einschätzung des Unternehmens-CEO bald an ihr Lebensende kommen. Oberwörder gibt ihnen „7 bis 8 Jahre“, ehe sie eine Kapazitätsgrenze unterschreiten, die sie für ÖPNV-Anwendungen unbrauchbar machen. Die Fahrzeuge selbst halten dagegen wesentlich länger. Dank Aufbereitung und Tausch des Akkus sieht der Top-Manager daher künftig eine Nutzungsdauer für den eCitaro von bis zu 15 Jahren als realistisch an.

Die beiden Angebote will Daimler Buses als Teil einer weiterfassenden E-Service-Offensive verstanden wissen, die den gesamten Lebenszyklus und die Wirtschaftlichkeit von Elektro-Bussen und Batterien in den Blick nimmt. So bietet das Unternehmen die neuen Dienstleistungen zwar zunächst nur für den Stadtbus eCitaro an. Aber auch für den künftigen E-Überlandbus eIntouro sollen diese „in Zukunft eine mögliche Perspektive sein“. Einen seriennahen Prototyp des eIntouro hatte Daimler Buses Ende 2024 vorgestellt, der Marktstart ist für 2026 geplant. Anders als der eCitaro erhält der Überlandbus allerdings die aus dem E-Lkw eActros 600 bekannten LFP-Batterien vom chinesischen Hersteller CATL.

Welche Batteriechemie für welchen Bus?

Dazu ein kurzer Exkurs zum Batterie-Portfolio bei Daimler Buses: Der eIntouro erhält bei seinem Launch im Jahr 2026 bis zu zwei Packs à 207 kWh, maximal also 414 kWh Kapazität für bis zu 500 Kilometer Reichweite. Für die LFP-Chemie hat sich der Hersteller hier entschieden, da sich die Anforderungen im Intercity-Segment vom klassischen, städtischen ÖPNV unterscheiden. LFP-Batterien laden zwar in der Regel langsamer und weisen eine geringere Energiedichte als NMC auf, dafür schätzt Daimler Buses an ihnen, dass sie langsamer altern („für einzelne Anwendungen ist eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren möglich“) und über eine höhere Netto-Kapazität („über 95 Prozent der installierten Kapazität“) verfügen.

Beim eCitaro bleibt es hingegen bei Nickel-Mangan-Kobalt-Batterien. Dass hier eine vierte Batteriegeneration in Arbeit ist, machte Daimler Buses bereits vor einem Jahr publik. Die neuen NMC-Batterie-Packs sollen auf 111 kWh kommen – also auf eine höhere Energiedichte bei gleicher Batteriegröße. Ergo auch auf mehr Reichweite: Daimler Buses gibt 500 km für den Solo- und 400 km für den Gelenkbus an.

Die Montage der neuen Batterien übernimmt BMZ Polen, die in Gliwice ansässige Tochter der BMZ Holding aus Karlstein am Main. Damit sagt sich Daimler Buses ein Stück weit von Akasol los. Dem deutschen Batteriesystem-Hersteller, der 2021 vom US-Konzern BorgWarner aufgekauft wurde, hatte der Bushersteller bisher die Batteriemontage anvertraut. So laufen die NMC3-Packs derzeit bei Akasol in Hessen vom Band. Ab Anfang 2026 sollen die Batterien der neuesten Generation jedoch aus Polen kommen. Die dortige BMZ-Tochter wurde 2010 gegründet und ist im Zuge der neuen strategischen Zusammenarbeit mit Daimler Buses dabei, ihre Produktion am Standort Gliwice auszubauen.

Wir erinnern uns: Die aktuelle NMC3-Batterie hatte Daimler Buses im September 2022 eingeführt. Sie basiert auf Rundzellen des Formats 21700 (21 mm Durchmesser, 70 mm Länge), wobei 600 Zellen in ein Batteriemodul passen und neun Module zu einem Pack montiert werden. Der Energiegehalt auf Pack-Ebene: 98 kWh. Im zwölf Meter langen eCitaro-Solobus können bis zu sechs Packs (ergo: 588 kWh) verbaut werden, in der 18 Meter langen Gelenkbus-Version bis zu sieben Packs (686 kWh). Damit sollen laut Daimler Buses zurzeit Reichweiten von 400 Kilometern beim elektrischen Solo- und 300 Kilometern beim entsprechenden Gelenkbus möglich sein. Die Lebensdauer der Batterie gibt Akasol mit bis zu 4.000 Ladezyklen an. Hier die Übersicht der neuen und alten Batteriegeneration im Vergleich:

NMC3NMC4
 eCitaro*400 km500 km
eCitaro G*300 km400 km
eCitaro fuel cell**bis zu 600 kmbis zu 700 km
eCitaro G fuel cell**bis zu 500 kmbis zu 600 km

* Ausstattung mit maximaler Batteriekapazität.
**Ausstattung mit maximaler Batterie- und H2-Kapazität.

NMC4 soll auch den Gebrauchtfahrzeugmarkt beleben

Als Vorteil der neuen Zusammenarbeit mit BMZ bezeichnet Oberwörder, dass die Batterien der vierten Generation bereits seit 2022 in Großserie für andere Anwender aus der Busbranche produziert werden. Insofern ist für den Einsatz im eCitaro keine Neuentwicklung, sondern lediglich „eine Weiterentwicklung“ nötig. Gleichzeitig verspricht die neue Batterie höhere Energiedichten und eine längere Lebensdauer.

Werden diese NMC4-Batterien künftig als Ersatz für Akkus der zweiten oder dritten Generation herangezogen, kann es laut Herstellerangaben unter Umständen möglich werden, „dass bei gleicher oder höherer Gesamtkapazität der NMC4-Batterien weniger Batterien benötigt werden“. Das ist laut Oberwörder auch für den Gebrauchtfahrzeugmarkt ein wichtiges Signal: „Wir schließen hier den Kreislauf und beziehen das Gebrauchtwagengeschäft mit ein“, betont er – und zwar indem die Aufbereitung und der Batterietausch auf die neue NMC4-Generation von seinem Unternehmen explizit auch für das Gebrauchtfahrzeug-Angebot im „BusStore“ genutzt werden soll.

Künftig bis zu 12 Jahre Garantie

Als weiteren Baustein führt Daimler Buses 2026 beim Neukauf der eCitaros mit der NMC4-Batterie an Bord Garantien von bis zu zwölf Jahren ein. Denn Dank seines modularen Aufbaus soll sich der Akku aus Polen gut instandhalten lassen. Auf eine entsprechende Wartung, Reparatur und die neuen „E-Services“ sieht Daimler Truck sein Servicenetz aus aktuell 100 Standorten in Europa gut aufgestellt: Die Service-Mitarbeiter seien speziell geschult, die Standorte mit speziellen Einrichtungen wie Hochständen oder Batteriekränen ausgestattet, „um direkt an den Hochvoltkomponenten zu arbeiten beziehungsweise komplette Batterien zu reparieren oder zu tauschen“.

Oberwörder bezeichnet die neuen Batterie-Dienstleistungen als ein Beispiel, wie sein Unternehmen im Sinne der Kunden „weiterdenkt“. Klar ist zudem: Je umfassender das E-Bus-Ökosystem, umso weniger werden Kunden Wechselgedanken hegen. Als Platzhirsch in Deutschland und auch als starker Marktteilnehmer in vielen weiteren europäischen Ländern will Daimler Buses seine Position so weiter ausbauen. „Die Zukunft des Busses ist ganz
klar elektrisch“, unterstreicht der CEO. „Und jenseits von Fahrzeugen und Infrastruktur sehen wir großes Potenzial im Bereich E-Services – und
das wollen wir nutzen. Unsere Mercedes-Benz eCitaro der ersten Generation sind bis heute erfolgreich im Einsatz. Die neuen E-Services tragen dazu bei, dass das noch viele Jahre so bleibt. Damit senden wir eine klare Botschaft: E-Busse sind gekommen, um zu bleiben!“

Quelle: Livecall, daimlertruck.com

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