China verhängt Exportstopp für seltene Erden
Laut New York Times (NYT) gilt der Exportstopp nicht nur für die USA, sondern für alle Länder. Ohne diese Rohstoffe könnte etwa die Herstellung von Elektromotoren und Mikrochips zum Erliegen kommen – und so die globale Auto-, Halbleiter-, Luftfahrt und auch Rüstungsindustrie treffen.
Dem Bericht zufolge wurden die Ausfuhren in chinesischen Häfen abrupt gestoppt. Bei dem generellen Exportstopp könnte es sich aber um eine vorübergehende Maßnahme handeln, „während die chinesische Regierung ein neues Regulierungssystem ausarbeitet“, so die NYT. Es wird vermutet, dass das neue System dafür sorgen soll, dass „bestimmte Unternehmen, darunter auch amerikanische Rüstungsunternehmen“ dauerhaft von der Belieferung aus China mit diesen Materialien ausgeschlossen werden sollen.
Bereits am 4. April, also nur zwei Tage nach der drastischen Zollerhöhung durch US-Präsident Donald Trump, hatte die chinesische Regierung Exportbeschränkungen für sechs seltene Erden, die ausschließlich in China raffiniert werden, sowie für Seltenerd-Magnete verhängt – bei diesen Magneten stammen etwa 90 Prozent der globalen Produktion aus China. Seit dem 4. April waren für die Ausfuhr spezielle Exportlizenzen nötig – bis die Ausfuhr nun vorerst komplett gestoppt wurde.
Wie inzwischen das Handelsblatt berichtet, soll es sogar um sieben der schweren seltenen Erden gehen, konkret um Samarium, Gadolinium, Dysprosium, Terbium, Lutetium, Scandium und Yttrium. In dem Artikel heißt es auch, dass die Regelungen je nach Hafen in China „unterschiedlich streng ausgelegt“ würden – so gebe es teilweise Unsicherheiten selbst bei Rohstoffen, die nicht auf der Exportkontrollliste stehen würden. Unternehmen berichten von Unsicherheit selbst bei Rohstoffen, die nicht auf der Exportkontrollliste stehen. Das Handelsblatt zitiert den deutschen Rohstoffhändler Andreas Kroll, wonach beim chinesischen Zoll selbst Verwirrung herrsche, was erlaubt sei und was nicht.
Kroll ist Geschäftsführer des Berliner Unternehmen Noble Materials. Er hat nach eigenen Angaben im März seltene Erden bei einem chinesischen Lieferanten bestellt und die Ware bezahlt, der Liefertermin sei für Mitte April vereinbart worden. Die seltenen Erden erhalten hat Noble Materials bisher nicht. Laut Kroll werden aus China nun Informationen darüber verlangt, wie die Ware verwendet werden soll – inklusive Fotos der Verwendung. „Wer solche Angaben nicht machen kann oder will, bekommt keine Ware“, wird Kroll zitiert. Und: „Für viele Unternehmen ist das schlicht nicht machbar.“
Auch die New York Times berichtet von Branchenmanagern, die bereits mit den Exportlizenzen globale Lieferprobleme erwartet hatten, da China ein solches Lizenzsystem gerade erst aufbaut. So gibt etwa Michael Silver, CEO des in Los Angeles ansässigen Chemieunternehmens American Elements, an, dass seinen Unternehmen mitgeteilt worden sei, dass die Erteilung einer solchen Exportlizenz bis zu 45 Tage dauern würde. Das könnte für Verzögerungen in den eng getakteten Lieferketten sorgen, wenn ich der Prozess aufgrund der Lizenzvergabe in die Länge ziehen könnte. Und ohne diese Rohstoffe bzw. die bereits in China hergestellten Magnete könnte die Produktion vielerorts zum Erliegen kommen.
Von dem Exportstopp ist vor allem die Produktion von Elektromotoren mit Dauermagneten betroffen, sogenannte permanenterregte Synchronmaschinen (PSM). Die PSM gehören aufgrund ihrer höheren Leistungsdichte zu den bevorzugten Elektromotoren in E-Fahrzeugen. Autobauer, die auf Asynchronmotoren (ASM) oder stromerregte Synchronmaschinen (EESM) setzen, dürften hingegen weniger Probleme bekommen – in diesen Elektromotor-Bauarten kommen keine Dauermagnete und damit keine seltenen Erden zum Einsatz. Allerdings könnten auch diese Unternehmen auf eine andere Art und Weise betroffen sein, wie auch die Hersteller von Verbrennerautos: In elektromechanischen Servolenkungen kommen auch oft Elektromotoren mit Dauermagneten zum Einsatz.
Zudem kommen seltene Erden auch (teilweise in geringeren Mengen) in Lasern, Autoscheinwerfern und etwa Zündkerzen vor, aber auch in Computerchips, Kondensatoren und Smartphones. Wie der Halbleitermangel vor einigen Jahren gezeigt hat, könnten auch hier Versorgungsprobleme die globale Autoindustrie hart treffen.
nytimes.com (Paywall), n-tv.de, wiwo.de, handelsblatt.com
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