FLYNT enthüllt seinen ersten E-Transporter

Ein neuer Player will den Markt für leichte Nutzfahrzeuge in Europa aufmischen: Das niederländische Startup FLYNT hat nun seinen ersten vollelektrischen Transporter vorgestellt, der eine Reichweite von 500 Kilometern bieten und mit einer niedrigen Total Cost of Ownership (TCO) punkten soll. Erhältlich sein soll der E-Transporter bereits ab 2026.

Bild: FLYNT

Mit seinem nun enthüllten ersten Elektro-Transporter, der bislang einfach nur eLCV (electric Light Commercial Vehicle) bezeichnet wird, will FLYNT ein Fahrzeug bieten, das speziell für den Einsatz in europäischen Städten, Regionen und auf der letzten Meile entwickelt wurde. Es soll laut dem Jungunternehmen herausragende Effizienz, beeindruckende Nutzlast und ein digitales Fahrerlebnis in einem robusten, vielseitigen Design vereinen. Das Modell kann aber nicht nur als Lieferfahrzeug eingesetzt werden, sondern auch als Camper.

FLYNT, das sich im Januar der Öffentlichkeit vorgestellt hatte, bringt nicht nur ein neues Fahrzeug auf den Markt, sondern setzt auch auf „eine vollständig neue Denkweise“, wie Gründer Dr. Daniel Kirchert betont. „Wir sind kein Autobauer im klassischen Sinne. Wir haben ein intelligenteres, flexibleres Modell entwickelt – eines, das die Kundenbedürfnisse ins Zentrum stellt.“

Anstatt eigene Fabriken zu bauen, setzt FLYNT auf ein sogenanntes „Asset-Light“-Geschäftsmodell: Forschung, Entwicklung und Produktion werden über starke Partner abgewickelt – insbesondere über MiracoMotor, eine Tochter des chinesischen Autokonzerns GAC.

Chinesische Technik trifft europäische Anforderungen

Die Entscheidung, mit MiracoMotor und GAC zusammenzuarbeiten, sei bewusst getroffen worden: „China ist nicht nur eine Werkbank der Welt, sondern führend in Sachen Elektromobilität“, erklärt Co-Gründer Rogan Liu. „Von Batterie- bis Softwaretechnik – dieses Know-how ist entscheidend, um ein Fahrzeug zu entwickeln, das heutigen und zukünftigen Anforderungen gerecht wird.“

Dabei ging es FLYNT von Beginn an um die optimale Kombination: europäisches Design und Marktverständnis gepaart mit modernster EV-Technologie aus China. „Das ist kein Kompromiss“, sagt Kirchert. „Das ist das Ergebnis, wenn man veraltetes Denken über Bord wirft und neu entwickelt – basierend auf dem, was Kunden wirklich brauchen.“

Der vollelektrische Transporter bietet nicht nur ein außergewöhnliches Design, sondern auch absolut wettbewerbsfähige Eckdaten:

  • Systemspannung: 800 Volt
  • Batterie: 100 kWh NCM-Batterie
  • Verbrauch: 20 kWh/100 km (3,5 Tonnen-Klasse)
  • Reichweite: Bis zu 500 km (WLTP)
  • Ladeleistung: 22 kW AC, 220 kW DC (30–80 % in 20 Minuten)
  • bidirektionale Ladefunktionen: Vehicle-to-Grid (V2G) und Vehicle-to-Load (V2L)
  • Nutzlast: Bis zu 1.630 kg bei bis zu 16,5 m³ Ladevolumen
  • Fahrerlebnis: Digital Cockpit mit 12,8″-Hauptdisplay, mobiler Arbeitsplatz
  • Assistenzsystem: Level-2-ADAS serienmäßig, L4-ready-Architektur

Der Fokus von FLYNT liegt klar auf einem niedrigen Total Cost of Ownership: geringe Wartungskosten, hohe Energieeffizienz und minimale Ausfallzeiten sollen den Diesel-Transporter langfristig überflüssig machen.

Kundenzentrierung als Geschäftsmodell

„Die besten Produkte entstehen im Dialog mit denen, die sie nutzen“, erklärt Mitgründerin Laura Peschke. Über 18 Monate hinweg hat FLYNT laut eigenen Angaben mit Flottenbetreibern in ganz Europa zusammengearbeitet, um das Fahrzeug konsequent an reale Bedürfnisse anzupassen – von der Ladeinfrastruktur bis zum mobilen Büro im Fahrerhaus.

Diese Co-Creation-Philosophie zieht sich durch das gesamte Geschäftsmodell: FLYNT will nicht nur Fahrzeuge verkaufen, sondern die gesamte Kundenreise digital abbilden – von der ersten Kontaktaufnahme bis zum After-Sales-Service. Eine eigene digitale Plattform soll dabei alle Prozesse nahtlos integrieren.

Marktstart für 2026 geplant

Im Januar 2025 wurde der Prototyp erstmals ausgewählten Medien in China gezeigt. Schon in diesem Sommer soll das Fahrzeug für Pilotprojekte und Kundentests nach Europa kommen. Der offizielle Marktstart ist für 2026 geplant – und zwar laut einem Bericht von „Elektroauto-News“ zunächst in Deutschland und Norwegen, mit anschließender Expansion in alle 26 Zielmärkte Europas. Parallel dazu baut FLYNT ein dezentrales Partnernetzwerk auf, um Service, Support und Fahrzeugverfügbarkeit vor Ort sicherzustellen. Erste Vertriebspartnerschaften seien bereits geschlossen, so das Unternehmen.

„Unser Ziel ist klar: Wir gestalten das Produkt, die Erfahrung und die gesamte Kundenbeziehung – und wir tun das schneller, günstiger und besser als die etablierten Hersteller“, fasst Co-Gründer Moritz Klinkisch zusammen. Bleibt abzuwarten, ob Europas Flottenbetreiber bereit sind für einen absoluten Newcomer – zumal quasi zeitgleich nächstes Jahr auch Flexis starten will, die neue E-Transporter-Marke von Renault, dem Nutzfahrzeugkonzern Volvo Group (nicht zu verwechseln mit Volvo Cars) und dem französischen Logistiker CMA CGM. Und beide Newcomer müssen es erstmal schaffen, etablierten E-Transportern wie dem eSprinter von Mercedes-Benz, dem eDaily von Iveco oder dem E-Transit von Ford ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Quelle: Pressemitteilung per Mail, elektroauto-news.net

8 Kommentare

zu „FLYNT enthüllt seinen ersten E-Transporter“
tacjazo
19.04.2025 um 12:55
Endlich, ein 800V-Transporter! Den zum Wohnmobil ausbauen bzw. ab Werk anbieten mit 230V-Boardstrom innen und einer Wärmepumpe als Wohnraumheizung und ich hole mir das Teil. Dann noch PV aufs Dach, damit sich die Batterie bei längeren Standzeiten etwas nachlädt und wir haben den perfekten Elektrocamper. Und in 10 Jahren haben wir die Dieselstinker von den Campingplätzen vertrieben :D na gut, das wird wohl noch etwas länger dauern
Thomas Herr Habel
20.04.2025 um 17:14
Finde den Gedanken an ein Wohnmobil Ausbau auch faszinierend denke aber mit einer Wärmepumpe wird es nichts. Die Kältemittel werden ein Problem sein sie sind entweder Giftig oder wie bei R290 mehr als leicht Entzündlich. Aber eine gute Isolierung und eine FB Heizung und einen kleinst Durchlauferhitzer sollten passen. Wenn das Fahrzeug etwa 5 -7 kWh abgeben könnte wäre es möglich.
tacjazo
21.04.2025 um 07:52
Wieso sollte eine Wärmepumpe ein Problem haben? Moderne E-Autos haben bereits Wärmepumpen verbaut. Die größer dimensionieren und es sollte passen. Ein Durchlauferhitzer als Heizung ist Energieverschwendung. Bei 5-7kw Dauerlast wäre der Akku nach weniger als 24 Stunden leer. Nein, es muss schon eine Wärmepumpe sein, die 3-4 Tage Standzeit ermöglicht bei vollem Akku. Ansonsten wird der Camper nicht gekauft. Zumal gibt es bereits mobile Wärmepumpen wie die EcoFlow Wave 2. Diese Technik größer ausgelegt und fest installierte sollte für den nötigen Komfort sorgen können
Ralf
22.04.2025 um 12:29
Davon träume ich schon lange. Hab das auch mal durchgerechnet. Wenn das Fahrzeug halbwegs gut isoliert ist (also nicht so billig, wie die ganzen Kastenwagen der großen Hersteller), reichen da 5kWh pro Tag bei COP von 3 bis auf wenige Ausnahmen fast das ganze Jahr über. Durch einsparen der separaten Heizung, der Aufbaubatterien und des Wechselrichters (weil's ja schon im Basisfahrzeug drin ist) hält sich auch der Gewichtsnachteil in Grenzen. Problematisch is das Laden über Solar. Das wäre nur sinnvoll, wenn es direkt in die HV-Batterie geht. Das werden die OEMs aber vermutlich nicht ohne größere Proteste zulassen. Für den Eigenbau erst Recht nicht.
Wolfgang Müller-Handrejk
19.04.2025 um 21:08
Klingt sehr interessant. Ich suche auch einen E-Camper. Bin gespannt was der kosten wird
Michael
20.04.2025 um 08:43
Warum braucht es eine "vollständig neue Denkweise" um in China einen Transporter mit aktueller Technik zu bestellen? Egal, Hauptsache einer macht es.
Stefan Klimpsch
22.04.2025 um 10:01
Wo kann ich mich als Testnutzer anmelden? Haben in unserem Betrieb aktuell zwei 3,5 t. Diesel kastenwägenmit 1,6t Nutzlast und 3t. Anhängelast. Würe lieber morgen als übermorgen auf Elektro umsteigen.Was allerdings aktuell nicht möglich ist, da es keine praktikablen e-transporter gibt. Und nen bei, Mercedes muss sich mit ihrem e-Sprinter ganz hinten anstellen mit ihrer veralteten Technik.
Johann Tomforde
22.04.2025 um 12:15
Guter Ansatz, aber fast alles nur geklaut! Von der kundenbedarfsorientierten Strategie bis zur Realisierung des Gesamtsystems in einem modularen Produktionskonzept mit mehreren kompetenten Systempartnern war alles schon als UCCON - Prototyp zu betrachten auf der IAA im September 2028 in Hannover auf dem Stand von TEAMOBILITY GmbH - nur leider wohl zu früh!

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