Mewas Weg zur elektrifizierten Flotte – Benjamin Federmann
Der Fuhrpark spielt dabei eine zentrale Rolle, denn er verursacht rund ein Drittel der Gesamtemissionen bei Mewa, einem Textildienstleister, der Kunden spezielle Putztücher, Arbeits- und Berufskleidung liefert, abholt und reinigt. Derzeit dominiert im Fuhrpark noch mit 97,5 Prozent der Dieselantrieb, nur zehn batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) sind bislang im Einsatz.
City-Hubs, Lastenräder und ein Test mit Wasserstoff
Ein großer Hebel für die anvisierte Klimaneutralität ist die geplante Umstellung der Pkw-Flotte: Bis 2029 sollen 75 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren, langfristig sogar alle – auch um Emissionslücken im Bereich der schwer elektrifizierbaren Nutzfahrzeuge auszugleichen. In diesem Segment ist die Ladeinfrastruktur das größte Hindernis: „Da sehen wir wirklich das allergrößte Problem“, betont Federmann. Derzeit stünden in Deutschland lediglich 350 geeignete Ladepunkte rund 44.000 E-Lkw gegenüber, während vier Millionen konventionellen Nutzfahrzeuge einfach nur zur nächsten Tankstelle fahren müssen.
Trotz dieser Hürden unternimmt Mewa konkrete Schritte. Am Standort Berlin werden alternative Antriebstechnologien getestet, vor allem Batterie-elektrische Fahrzeuge, aber auch ein Wasserstofffahrzeug. Die Rückmeldungen der Fahrenden seien durchweg positiv – ein wichtiger Faktor, denn Akzeptanz und Nutzungsrealität zählen ebenso wie Technologie. Besonders innovativ ist Mewas Engagement im Bereich City-Logistik: In Testphasen wurden elektrisch betriebene Lastenräder mit bis zu 200 kg Zuladung eingesetzt – eine ungewöhnliche Maßnahme für das Unternehmen, die sich gelohnt hat.
Strategischer Wandel über die Technik hinaus
Mewa beteiligt sich zudem an Reallaboren, etwa in Kooperation mit der Frankfurt University of Applied Sciences und der Stadt Frankfurt, um multimodale Logistikkonzepte zu erproben – etwa mit der Kombination aus einer Gütertram und E-Fahrzeugen für die Innenstadtbelieferung. Doch die Transformation betrifft nicht nur Fahrzeuge und Infrastruktur: Auch interne Strukturen, Anreizsysteme und Gewohnheiten müssen sich verändern. Federmann stellt die Frage: „Ist ein Dienstwagen auf Dauer noch ein Privileg?“ Bei einer Umstellung auf Elektroautos sei hier die Frage, ob Mitarbeiter auf weite Urlaubsfahrten verzichten könnten, die bisher mit reichweitenstarken Diesel-Fahrzeugen inklusive Wohnwagen-Anhänger möglich waren. Mewa könne für solche Zwecke natürlich nicht einen Parallel-Fuhrpark mit Diesel-Autos aufbauen.
Ein weiteres Hindernis: die Elektrifizierung der Standorte, oft in Gewerbegebieten mit schwacher Netzanbindung. Auch organisatorisch sei Flexibilität gefragt – Ladezeiten müssten in Arbeits- und Pausenzeiten integriert werden. Leasing-Restwertkalkulationen, fehlende Ladeinfrastruktur zuhause und hohe Anschaffungskosten erschweren die Umstellung zusätzlich.
Multimodalität als Schlüssel zur Zukunft
Federmann plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz. Klassische Fuhrparkkonzepte sollen durch digitale, multimodale und produktivere Lösungen ergänzt werden. Er selbst reist häufig mit Bahn und Klapprad und nutzt die Fahrtzeit zum Arbeiten – ein Beispiel, wie Mobilität und Effizienz kombiniert werden können.
Der Vortrag zeigt klar: Die Elektrifizierung von Flotten ist kein Selbstläufer. Sie erfordert nicht nur neue Technik, sondern einen tiefgreifenden strategischen, organisatorischen und kulturellen Wandel. Mewa stellt sich dieser Herausforderung – Schritt für Schritt.
Ihr Interesse an der Elektrifizierung des Fuhrparks von Mewa ist geweckt? Dann schauen Sie sich doch den gesamten Vortrag „Ein Wandel in Raten – Herausforderungen auf dem Weg zum BEV-Fuhrpark“ von Benjamin Federmann oben als Video an!
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