Wie GM 1969 fast einen Elektro-Kabinenroller gelauncht hätte
General Motors hat in seiner Geschichte schon einige geglückte, aber auch einige skurrile Elektrifizierungsversuche hinter sich. Der GM EV1 von 1996 war beispielsweise eines der ersten in Serie produzierten Elektroautos eines großen Automobilherstellers. Der Chevrolet Volt von 2010 war laut GM der erste kommerziell erhältliche Plug-in-Hybrid in den USA. Weniger Erfolg beschieden war dem kleinen E-Stadtflitzer XP 512E, der es um 1970 nicht über den Status als Studie hinausschaffte. General Motors hat nun trotzdem einen Artikel zu dem E-Kabinenroller veröffentlicht. Vor allem um seinen Pionierstatus bei E-Antrieben zu unterstreichen.
Der 512E – offiziell als 512 Electric Experimental bekannt – debütierte demnach im Mai 1969 bei einer GM-Ausstellung für innovative Fahrzeuge namens „Progress of Power“. Der E-Mini hatte einen Radstand von 52 Zoll, eine Gesamtlänge von 86,3 Zoll und war nur 56 Zoll breit. Umgerechnet also 2,19 x 1,42 Meter bei einem Radstand von 1,32 Metern. Die Karosserie war aus Fiberglas und setzte auf einer Bodenwanne aus Stahl auf – alles in allem wog die Studie 567 Kilo. „Mit einer leichten 84-Volt-Blei-Säure-Batterie und einem Gleichstrom-Elektromotor an der Hinterachse konnte der 512E bei einer Geschwindigkeit von 25 mph bis zu 58 Meilen zurücklegen, bei seiner Höchstgeschwindigkeit von 30 mph waren es 47 Meilen“, schildert GM. Für unsere Breiten umgerechnet kam der Kabinenroller also bei 40 km/h rund 93 Kilometer und bei 48 km/h bis zu 76 Kilometer weit. Die Beschleunigung von 0 auf 30 km/h erfolgte in langen zwölf Sekunden. Für die damalige Zeit kein schlechter Wert.
Geladen werden konnte der 512E an einer seinerzeit typischen 115-Volt-Haushaltssteckdose, was etwa sieben Stunden dauerte. Neben der Hauptbatterie beherbergte der E-Flitzer eine 12-Volt-Batterie um eine Heizung mit Entfroster, die Scheinwerfer und Rückleuchten, die Blinker, die Scheibenwischer und die Hupe mit Strom zu versorgen.
In Kabinenroller-Manier konnte beim 512E das Verdeck aufgeschwenkt und die niedrige Einstiegstür an der Fahrzeugfront geöffnet werden. Platz bot das Modell für zwei Passagiere auf einer Sitzbank, wo sie ein normaler Gashebel und eine Bremse, ein Lenkrad und sogar ein Aschenbecher erwartete. Der 512E war dabei so konstruiert, dass er bei schönem Wetter mit hochgeklapptem Verdeck gefahren werden konnte. Das Verdeck war aber auch gänzlich abnehmbar, so dass man den 512E in einen kleinen elektrischen Roadster verwandeln konnte.
Die Neuheit war eines von drei 512-Stadtauto-Konzepten, die GM 1969 auf der Progress of Power im Warren Technical Center in Michigan enthüllte. Zu den beiden anderen gehörten ein benzinbetriebenes Roadster-Modell und ein früher Plug-in-Hybrid, der entweder rein elektrisch oder im Hybridmodus betrieben werden konnte. Letzteres konnte mit vollem Tank und voller Batterie bis zu 150 Meilen (rund 240 km) weit fahren und verbrauchte dabei laut damaligen Herstellangaben nur drei Gallonen Benzin – also 11,4 Liter.
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