FAW will E-Auto-Plattform von Leapmotor nutzen
Zunächst aber zum FAW-Deal: Dass ein künftiges Modell der FAW-Premium-Marke Hongqi künftig auf einer Leapmotor-Plattform aufbauen sollen, haben Führungskräfte beider Unternehmen gegenüber Reuters erklärt. „Wir haben die Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung eines Modells für den Überseemarkt abgeschlossen“, sagt Leapmotor-CEO Zhu Jiangming am Rande der Automesse in Shanghai. Die Serienproduktion des neuen Modells unter der Marke Hongqi soll laut Zhu in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 beginnen.
Anfang März hatten FAW und Leapmotor bereits eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit unterzeichnet. Damals wurden Gespräche rund um eine Entwicklungs-Kooperation bei neuen Pkw-Modellen und auch die Möglichkeit einer Kapitalbeteiligung vereinbart. Von der Premium-Marke Hongqi war aber keine Rede.
Auf der Auto Shanghai hat Leapmotor seine Mittelklasse-Limousine B01 vorgestellt, die auf der sogenannten LEAP 3.5 Architektur basiert. Mit dem C16 hat der noch junge Autobauer aber auch ein deutlich größeres E-SUV im Programm, welches allerdings noch auf der LEAP 3.0 aufbaut. Ein Insider, der eigentlich nicht befugt ist, mit Medien über den Deal zu sprechen, soll aber angegeben haben, dass der kommende Hongqi die Plattform des SUV-Modells B10 nutzen soll – also die LEAP 3.5. Angeblich ist sowohl eine Batterie-elektrische Variante als auch ein Range-Extender-Modell (EREV) geplant. Der Leapmotor B10 startet in China allerdings zu Preisen ab umgerechnet rund 12.000 Euro – der Hongqi dürfte mit seiner Marken-Positionierung ein gutes Stück teurer werden.
Startup beliefert älteste Automarke Chinas
So oder so: Für Leapmotor ist diese Vereinbarung ein großer Erfolg, denn das Unternehmen wurde erst 2015 gegründet, ist aber dennoch in Chinas umkämpften Elektroauto-Markt profitabel, wie Reuters schreibt. Dieses Unternehmen wird also die technische Basis für einen Hongqi liefern, seines Zeichens die älteste Automarke Chinas. Hongqi (übersetzt „Rote Flagge“) hat viele Jahre die Staatslimousinen für die politischen Eliten des Landes gebaut und wurde von FAW in den vergangenen Jahren zu einer Premium-Marke entwickelt. Dennoch ist es bemerkenswert, dass Hongqi auf die Plattform eines gerade einmal zehn Jahre alten Unternehmens setzt anstatt auf Technik aus dem FAW-Konzern.
Laut Hongqi-Chefdesinger Giles Taylor, der viele Jahre lang das Design von Rolls-Royce verantwortet hat, soll das neue Modell „in Aussehen und Haptik den anderen Modellen der Hongqi-Reihe ähneln“. „Die Herausforderung bei der Übernahme einer Plattform von Leapmotor besteht darin, daraus einen coolen, relevanten, trendigen und dennoch gut aussehenden Hongqi zu machen. Es muss Hongqi sein“, wird Taylor von Reuters zitiert. „Ich habe kein Problem damit, den Antriebsstrang zu nehmen, aber wir wenden obendrauf unsere Magie an.“
Der Hongqi-Deal könnte aber erst der Anfang sein, denn es zeichnet sich wohl eine aus europäischer Sicht noch brisantere Kooperation ab: Leapmotor befindet sich laut Reuters zudem in Gesprächen mit Ferrari über eine ähnliche Partnerschaft zur Entwicklung eines neuen Modells auf Basis der EV-Architektur des chinesischen Unternehmens. Ein Ferrari mit China-Technik – das könnten die künftigen Schlagzeilen werden.
Bestätigt ist das allerdings noch nicht. Ferrari hat nicht auf eine Reuters-Anfrage mit Bitte um Stellungnahme reagiert. Allerdings soll Ferrari-CEO Benedetto Vigna im Februar Leapmotor besucht haben. Damals wurde der Visite aber noch keine allzu große Bedeutung beigemessen. Ferrari entwickelt derzeit sein erstes Elektromodell in Eigenregie. Das noch namenlose Fahrzeug soll früheren Angaben zufolge im vierten Quartal 2025 auf den Markt kommen und in Maranello gebaut werden.
reuters.com, leapmotor.com (Mitteilung von Anfang März auf Chinesisch)
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